Einmal quer durch Asien – der Weg vom Tech-Gründer hin zum nachhaltigen Investor von Startups
2007 gründete Fridtjof Detzner das Unternehmen JIMDO. Nach 18 Jahren entschied sich der Geschäftsführer, seinen Job zu verlassen und sich auf Abenteuerreise zu begeben. Über die Teilnahme an einer Dokumentation bekam er die Möglichkeit, eine Reise durch Asien zu machen und verschiedene Gründer kennenzulernen. Diese Reise prägte seine Denkweise und sein Leben nachhaltig. Durch die Gespräche mit Gründern bekam er ein Gefühl dafür, wie die Problemstellungen in anderen Ländern aussehen. Vor allem die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz haben in diesen Ländern einen ganz anderen Stellenwert wie in Deutschland. “Ein Gründer hat beispielsweise ein Greenhouse entwickelt, welches gegen Starkregen schützt und somit Farmer unterstützt, besser mit den Effekten des Klimawandels umzugehen” berichtet Fridtjof in seinem Talk.
Nach seiner Reise beschloss er aktiv Ideen zu entwickeln, wie man Innovation, Start-ups und Nachhaltigkeit miteinander kombinieren kann. Resultierend daraus beteiligte er sich als Co-Founder bei dem Unternehmen Planet A.
„Wir haben eine Wirtschaft gebaut, die viel zu viel Ressourcen verschlingt. Uns ist klar, dass wir so nicht weitermachen können und die Effekte davon werden zukünftig Generationen tragen. Das heißt wir müssen zu einer Welt kommen, die innerhalb der planetaren Grenzen funktioniert.“
Planet A ist ein Investmentfonds, der mit europäischen Green-Tech-Start-ups zusammenarbeitet, die einen signifikanten positiven Einfluss auf unseren Planeten haben und gleichzeitig skalierbare Unternehmen weltweit aufbauen. Ziel ist es, die richtigen Daten zu analysieren und dementsprechend herauszufinden, was nachhaltig in Unternehmen verbessert werden kann. Der Fokus für die Unterstützung von Innovationen liegt vor allem in vier Kernbereichen: Klimaschutz, Abfallreduzierung, Ressourcenschonung und Schutz der Biodiversität. Um diese Daten optimal zu bewerten, muss der ganze Lebenszyklus eines Unternehmens betrachtet werden und z.B. beantwortet werden ,woher Rohmaterialien stammen und wie viel Energie für die Verarbeitung aufgewandt wird.
3 Fragen an Fridtjof Detzner:
1) Wie entstand die Idee, aktiv etwas gegen die vermeintlich unlösbaren Probleme in der Welt zu unternehmen?
Fridtjof: “Die Journalisten, welche mich bei meiner Tour begleiteten und mir halfen von Ort zu Ort zu kommen, sowie die Erlebnisse innerhalb dieser 10 Tage. Das war alles sehr intensiv. Nachdem ich zurück kam, brauchte ich einige Zeit, um mich zu sammeln und die Tage zu reflektieren. Das Gespräch mit einer Wissenschaftlerin brachte mich zum Nachdenken, da alle Entscheidungen bisher nur aus Business-Perspektive getroffen werden. Bei diesen Entscheidungen fehlt unserer Welt jedoch eine Alternative zum Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Nach der Reise war mir bewusst, dass es essentiell ist, mehrere Faktoren in der Business-Welt zu betrachten und diese vor allem zu kombinieren. Diese Erkenntnis hat mir sehr viel Energie gegeben, diese Organisation mit aufzubauen und letztendlich hat bzw. macht es mir auch sehr viel Spaß.”
2) Wo kann man Deutschland in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit einordnen? Mit Fokus auf die Immobilienbranche – gibt es bereits Maßnahmen, die Planet A sieht, um auch in dieser Branche etwas zu bewirken?
Fridtjof: “Inzwischen fließt immer mehr Venture Capital und das Innovationspotenzial ist auch deutlich höher, d.h. Deutschland ist immer mehr auf der Überholspur. Jedoch muss man gestehen, dass noch sehr viel Luft nach oben besteht. Die Prozesse könnten schneller und besser ablaufen. Potenzial ist jedoch da – Ich sehe viele gute Innovationen aus Europa. Bei Planet A betrachten wir die sechs Bereiche der EU-Taxonomie. Die Bau- und Immobilienbranche macht es einem aktuell nicht so leicht, große Innovationen ausfindig zu machen. Wir sind jedoch bereits mit vielen motivierten Startups im Gespräch und man merkt, dass alternatives Bauen auch immer wichtiger wird. Mehr kann ich hier leider nicht dazu verraten.”
3) Wie sieht der Fonds aus und wie positioniert sich Planet A gegenüber klassischen Fonds? Was sind die größten Herausforderungen?
Fridtjof: “Also bezüglich unseres Fonds von Planet A – wir wollen ca. 30 Unternehmen unterstützen und 100 Millionen Euro investieren. Uns geht es hierbei nicht nur um die Unterstützung von Software Modellen, sondern auch Hardware steht im Fokus. Dementsprechend wollen wir unser Portfolio gestalten. Zudem sind die Bereiche Energiesektor und Risk Assessment noch wichtig.
Ich glaube der Unterschied gegenüber klassischen Fonds ist, dass wir ein sehr kollaborativer Player am Markt sind. Wir haben nicht nur Business Leute bei Planet A, sondern auch wissenschaftliche Mitarbeiter, sodass die Expertise einfach gegegeben ist. Wir sind überzeugt davon, dass wir etwas bewirken und verändern können. Uns ist es vor allem auch wichtig, unsere Ergebnisse mit der Öffentlichkeit zu teilen, beispielsweise über unsere Websites oder sozialen Medien etc. So können auch andere sehen, welche Methoden wir anwenden und dementsprechend auch bessere Entscheidungen treffen.
Die größte Herausforderung in diesem Kontext ist, glaube ich, dass die Finanzströme noch konservativer als das Start-up Business sind. Es wird viel auf vergangene Track Records geschaut. Um etwas zu verändern, ist es jedoch notwendig mit einem neuen Team zu arbeiten. Ich denke das ist wichtig, um neuen Input und Know-how zu erlangen. Für Unternehmen ist dies jedoch oft schwierig umzusetzen und sich auf ein komplett neues Team einzulassen mit denen sie zusammenarbeiten wollen. Das würde ich als Herausforderung für uns sehen.”